»Mode ist, was man selbst trägt. Altmodisch ist, was die anderen tragen.«– Oscar Wilde (1854–1900)
Applets sind kleine Java-Programme, die in einem Webbrowser ablaufen. Sie gehören zu den Java-Programmen der ersten Stunde. Referenziert eine Web-Seite ein Applet, so startet der Browser eine virtuelle Maschine und führt das Applet aus.
Applets in der Wiege von Java
Haben sich in den Anfangsjahren die Browser-Hersteller selbst darum gekümmert, die Applets in ihren Browsern um Laufen zu bringen, hat sich das heute gewandelt. Oracle liefert die Java Plug-In Technology (kurz Java Plug-In) aus, was die Browser bei der Ausführung von Applets auf den gleichen Stand bringt. Das hat den Vorteil, dass die Java-Technologie auch zum Internet Explorer kommt, da ja Microsoft seine JVM nicht mehr aktualisiert. (Microsoft lieferte für Windows XP immerhin noch eine eigene JVM aus, obwohl sie auf dem Stand von Java 1.1 stehen blieb, aber XP ist ja auch nicht mehr Stand der Dinge.) Früher lief die virtuelle Maschine im Browser selbst, in neuen Java-Versionen läuft die Java-Anwendung in einem eigenen Prozess.
Applets heute
Obwohl Applets Java an die Spitze der Programmiersprachen brachten, sind sie heute nur noch selten zu sehen. Es gibt zwar Ausnahmen, wie den Routenplaner http://www.de.map24.com/ oder diverse Aktien-Chart-Analysen, doch im Allgemeinen sind Applets von öffentlichen Webseiten weitestgehend verschwunden. Der Grund, warum Java-Applets weniger attraktiv für den Konsumenten sind, liegt nicht darin, dass die clientseitige Darstellung und Logik unwichtig geworden ist, sondern vielmehr an anderen Gründen:
- Mit HTML, CSS sowie JavaScript lassen sich heutzutage viele Aufgaben lösen, die 1995 unlösbar waren. Dagegen wirken compilierte Java-Programme nicht gerade wie Raketentechnik. Während bei Java-Applets erst eine JVM gestartet werden muss, was natürlich eine gewisse Zeit kostet, sind JavaScript und HTML sofort bereit. Starke JavaScript-Bibliotheken ermöglichen tolle Effekte und mit performanten JavaScript-Engines wie der quelloffenen V8 von Google oder TraceMonkey der Mozilla Foundation eine schnelle Verarbeitung.
- Java ist als allgemeine Programmiersprache entworfen worden, aber nicht als einfache Programmiersprache für grafische Effekte. Hier liegt der Vorteil von Adobe Flash oder auch Microsoft Silverlight. Mit starken Tools können Designer großartige Oberflächen entwerfen, und die Verbreitung des Flash-Players ist phänomenal.[1] Zudem erweitert Adobe die Multimedia-Technologie Flash, die Programmiersprache ActionScript sowie die Produktpalette zur Entwicklung kontinuierlich. Oracle versucht mit der Plattform JavaFX (http://www.oracle.com/technetwork/java/javafx/overview/index.html) dagegenzusetzen, aber JavaFX kann wohl eher Swing für Rich-Clients ablösen und wird wohl im Internet ein Exot bleiben.
- Ist Java installiert, steht auf den Rechnern eine moderne und schnelle Java-Laufzeitumgebung für Applets über ein Browser-Plugin zur Verfügung. Das Problem beginnt aber, wenn Anwender Applets nutzen möchten (oder müssen), aber kein JVM installiert ist. HTML, CSS und JavaScript sind immer Teil des Browsers, und in der Regel ist auch Flash installiert. Dagegen ist der Bezug einer JVM langwierig, und viele Megabyte Daten müssen vom Oracle-Server geladen werden. (Microsoft lieferte zwar früher für den IE eine JVM mit, doch wegen immer wieder auftretender Sicherheitsprobleme sollten Anwender Microsofts JVM deinstallieren. Microsoft liefert für Vista kein Java mit aus, und daher muss sowieso Oracles JVM installiert werden.[2])
Hinweis: Wir wollen im Folgenden davon ausgehen, dass nicht die Java-Laufzeitumgebung 1.1 von Microsoft installiert ist, sondern ein vollwertiges Java von Oracle. Ist Oracles JVM installiert, ersetzt sie – falls diese installiert war – die JVM von Microsoft, und aktuelle Java-Programme lassen sich ausführen.
(J)Applet und Applikationen
Verfügen normale Applikationen, die von der Kommandozeile gestartet werden, über eine statische main(String[])-Methode, ist das bei Applets anders. Sie erweitern zwingend die Klasse javax.swing.JApplet oder java.applet.Applet und implementieren Callback-Methoden statt einer main(…)-Methode. (Hybride Programme, die sowohl Applikation als auch Applet sind, sind ebenfalls möglich. Diese Sorte Programm erweitert einfach die Klasse (J)Applet und implementiert eine statische main(…)-Methode.)
Ein Applet unterliegt hohen Sicherheitsbestimmungen – eine auf dem Client-Rechner liegende Datei kann zum Beispiel nicht gelöscht werden, und schon der lesende Zugriff ist unzulässig. Vom Sicherheitsstandpunkt aus betrachtet, kontrolliert der SecurityManager die Handlungen der Software.
Das erste Hallo-Applet
Ein Programm wird leicht zu einem Applet, wenn es die Klasse Applet erweitert. Als Einstieg soll ein kleines Beispiel-Applet dienen.
import java.applet.Applet; import java.awt.Graphics; public class HelloWorldApplet extends Applet { /* @Override */ public void paint( Graphics g ) { g.drawString( "Hallo Welt!", 50, 25 ); } }
Die beiden ersten import-Anweisungen binden die notwendigen Informationen über Applets und über Zeichenmethoden ein. Das HelloWorldApplet erweitert die Klasse Applet, denn so wird ein Applet erzeugt. Eine statische main(String[])-Methode kommt nicht vor, und es muss eine Methode paint(Graphics) überschrieben werden, die den Bildschirmaufbau übernimmt.[3] Der Webbrowser oder Applet-Viewer ruft diese Methode per Callback auf.
Damit der Viewer weiß, was zu machen ist, gibt der HTML-Code einen Hinweis auf die Klasse, die in die Seite eingebettet wird. Dies wird über ein spezielles Tag erreicht.
<html><body> <applet code="HelloWorldApplet.class" width="200" height="100"></applet> </body></html>
Neben dem Namen der Klasse übermittelt das Applet-Tag der virtuellen Maschine auch die Maße des Fensters, in dem das Applet zeichnen kann.
Ab Java 1.1 lassen sich gepackte Dateien im Jar-Format übermitteln. Die Angabe der Klasse in der Code-Anweisung sollte keine Leerzeichen beinhalten. Die Endung .class ist nicht in jedem Browser erforderlich, wird aber empfohlen.
Fehler in Applets finden
Werden Applets vom Browser nicht ausgeführt, weil es Fehler in unserem Programm gibt, so bietet die Java Console (http://www.java.com/en/download/help/javaconsole.xml) die Möglichkeit, Log-Informationen anzusehen und so die Fehler genauer zu studieren.
Die Applet-API
Die Zyklen eines Applets
Beim Start eines Applets werden unterschiedliche Methoden vom Browser automatisch aufgerufen. Es beginnt mit dem Aufruf der Methode init(). Dort sollten Initialisierungen erfolgen. init() wird nur einmal aufgerufen, wenn die Seite vom Browser geladen wird. Nach der Initialisierung folgt ein Wechsel der Methoden start() und stop() immer dann, wenn ein Applet im Browser sichtbar ist oder von der Seite verschwindet, etwa wenn der Anwender über die Schieberegler einen anderen Bereich auswählt, in dem das Applet nicht liegt. Beim Verlassen der Seite wird abschließend destroy() aufgerufen. Dort können Ressourcen freigegeben werden.
Parameter an das Applet übergeben
Dem Applet können Parameter im Applet-Tag übergeben werden. Dazu wird im <applet>-Element ein <param>-Element eingebettet. Im Folgenden zeichnet ein Applet einen grünen oder roten Kasten, in Abhängigkeit davon, ob eine URL korrekt aufgebaut ist.
<html><body> <a href="http://tutego.com/index.html">Java-Seminare</a> <applet code="CheckUrlApplet.class" width="10" height="10"> <param name="url" value="http://tutego.com/index.html"> </applet> <p> <a href="tutego.com/index.html2">Java-Seminare Falsch</a> <applet code="CheckUrlApplet.class" width="10" height="10"> <param name="url" value="tutego.com/index.html2"> </applet> </body></html>
Das Applet nimmt den Parameter an und prüft den gültigen Aufbau der URL über eine MalformedURLException.
import java.applet.Applet; import java.awt.Color; import java.awt.Graphics; import java.net.MalformedURLException; import java.net.URL; public class CheckUrlApplet extends Applet { private boolean urlOk = false; public void init() { try { new URL( getParameter( "url" ) ); urlOk = true; } catch ( MalformedURLException e ) { /* urlOk is false */ } } @Override public void paint( Graphics g ) { g.setColor( urlOk ? Color.GREEN : Color.RED ); g.fillRect( 0, 0, 10, 10 ); } }
Interessant wäre natürlich, wenn das Applet gleich die URL auf Erreichbarkeit prüfen würde. Relativ einfach ergeben sich dann folgende Zeilen:
try { urlOk = ((HttpURLConnection)new URL( getParameter("url" ) ). openConnection()).getResponseCode() == HttpURLConnection.HTTP_OK; } catch ( IOException e ) { /* urlOk is false */ }
Doch bei der Prüfung von üblichen Links kommt es zu einem Fehler! Aus Sicherheitsgründen kann ein Applet nur auf den Rechner zugreifen, von dem es geladen wurde, nicht auf andere. Ohne explizite Sicherheitserweiterungen kann so ein allgemeines Applet zum Prüfen eines Links nicht geschrieben werden.
Wie das Applet den Browser-Inhalt ändern kann *
Das Applet kann mit showDocument(URL [,String]) auf den Inhalt der Seite Einfluss nehmen. So lassen sich Applets bauen, die eine Baumstruktur der Seite anzeigen und dann zum Inhalt verweisen, falls eine Seite ausgewählt wird. Verwendet werden hier die Methoden von AppletContext. In Kurzform:
getAppletContext().showDocument( new URL("http://tutego.com/") );
Oder, falls ein spezieller Frame mit Namen angesprochen ist:
getAppletContext().showDocument( new URL("http://tutego.org"), "Framename" );
class java.applet.Applet extends Panel
- AppletContext getAppletContext()
Liefert den Kontext des Applets. Dieser Kontext erlaubt es dem Applet herauszufinden, in welcher Umgebung, also auf welcher Web-Seite, es sich bewegt.
interface java.applet.AppletContext
- void showDocument(URL url)
Ersetzt den Inhalt auf der aktuellen Seite durch eine neue Seite von der angegebenen URL. - void showDocument(URL url, String target)
Ersetzt den Inhalt auf der aktuellen Seite durch eine neue Seite von der angegebenen URL. Dabei wird das Dokument in einem Frame abgelegt, dessen Name zusätzlich festgelegt ist. Für target sind erlaubt: _self (Seite, die das Applet enthält), _parent (bettet die neue Seite in die Vaterseite des Applets ein; falls diese nicht existiert, verhält es sich wie _self), _top (im Top-Level-Frame anzeigen; falls dieser nicht existiert, wie _self), _blank (erzeugt ein neues Fenster), und wenn der Name nicht mit den Konstanten übereinstimmt, wird die Anzeige in einen Frame gelegt, der diesen Namen trägt.
Den Ursprung des Applets erfragen
Greift ein Applet auf Daten des Servers zu und ist ihm die Adresse nicht bekannt, so kann es nachfragen. Die Applet-Klasse stellt die Methoden getCodeBase() und getDocumentBase() zur Verfügung.
class java.applet.Applet extends Panel
- URL getCodeBase()
Liefert die Basis-URL des Applets. - URL getDocumentBase()
Liefert die URL der Webseite, die das Applet enthält.
Auf dem URL-Objekt liefert getHost() eine String-Repräsentation der URL. So kommen wir mit der Methode getCodeBase().getHost() an den Hostnamen und auch an die Daten des Servers.
Beispiel: Applets können problemlos von Webseiten geklaut werden. Um dem einen Riegel vorzuschieben, können wir verlangen, dass die Zeichenkette von getDocumentBase().getHost() immer die Webseite unseres Servers repräsentiert.
String web = getDocumentBase().getHost(); if ( ! "www.tutego.com".equals(web) ) { // hier meckern, dass was nicht stimmt. }
Wir könnten die Überprüfung auch über ein InetAddress-Objekt realisieren.
class java.net.URL implements Serializable, Comparable
- String getHost()
Liefert den Hostnamen des URL-Objekts. Handelt es sich um das »file«-Protokoll, so ist der Rückgabewert ein leerer String.
Beispiel: Baue eine URL-Verbindung zu einer Grafikdatei auf. Wir benutzen hier zunächst die Methode getDocumentBase(), um an die URL des Servers zu gelangen, und anschließend den URL-Konstruktor, der uns relativ zur Basisadresse eine Pfadangabe erlaubt.
URL u1 = getDocumentBase(); try { URL u2 = new URL( u1, "image.gif" ); ... } catch ( MalformedURLException e ) { ... }
Datenaustausch zwischen Applets *
Sind mehrere Applets auf einer Webseite untergebracht, gibt es Fälle, in denen die Applets Daten austauschen wollen. Zwei Lösungen sind populär:
- Da alle Applets in einer einzigen JVM laufen, lässt sich über statische Attribute auf die anderen Elemente zugreifen. Dies spricht jedoch gegen die Datenkapselung und ist sehr unfein. Diese Technik hat einen weiteren Schwachpunkt: Statische Variablen hängen eng mit dem Klassenlader zusammen, und hier traten in der Vergangenheit bei einigen Browsern Probleme auf.
- Eleganter ist da schon die Möglichkeit über die Schnittstelle AppletContext, die es ermöglicht, einen Verweis auf das Applet über den Namen zu bekommen.
class java.applet.Applet extends Panel
- AppletContext getAppletContext()
Bestimmt die Umgebung eines Applets.
Applets über den AppletContext erfragen
Mit dem AppletContext gibt es zwei Möglichkeiten, an das Applet zu gelangen:
- das Applet über einen Namen ansprechen
- eine Aufzählung aller Applets erfragen
Um einen Namen zu vergeben, wird das name-Attribut im <applet>-Tag genutzt, etwa so:
<applet code="Applet.class" name="applet" width="10" height="10">
Eine Verbindung der Methoden getAppletContext() aus Applet und getApplet(String name) aus AppletContext führt zu folgender Zeile:
Applet anotherApplet = applet.getAppletContext().getApplet( "applet" );
Die zweite Variante war, sich mit getApplets() eine Enumeration aller Applets einer Seite zu besorgen:
Applet otherApplet = null; Enumeration applets = getAppletContext.getApplets(); while ( applets.hasMoreElements() ) { otherApplet = (Applet) applets.nextElement(); if ( otherApplet != this ) break; // Jetzt können wir etwas mit dem anderen Applet machen // if ( otherApplet instanceof Applet2 ) // ... }
interface java.applet.AppletContext
- Applet getApplet(String name)
Sucht das Applet namens name in dem Dokument, das durch den AppletContext gegeben ist. Der Name kann durch das HTML-Tag gesetzt sein. Falls kein Applet dieses Namens existiert, liefert die Methode null. - Enumeration<Applet> getApplets()
Findet alle Applets, die durch AppletContext angegeben sind.
Praktische Kommunikation
Das Applet können wir gegebenenfalls in eine Unterklasse casten. Dann lassen sich alle Methoden aufrufen und die Variablen auslesen. Leider funktionieren beide vorgestellten Methoden nur, wenn die Applets in dem gleichen Frame liegen. Liegen sie in verschiedenen Frames, findet zumindest die Netscape-Methode getApplet(String) das Applet leider nicht. Hier bleibt aber noch die Variante über statische Variablen übrig. Eine weitere Möglichkeit, Applets über verschiedene Frames kommunizieren zu lassen, führt über eine JavaScript-Funktion. Sie fungiert als Brücke, was etwa so aussieht: top.frames[1].document.applet[„applet“].method().
Das folgende Beispiel zeigt zwei Applets, Applet1 und Applet2, auf einer Webseite. Zunächst der HTML-Code:
<html><body> <applet code="Applet1.class" name="applet1" height="200" width="200"></applet><applet code="Applet2.class" name="applet2" height="200" width="400"></applet> </body></html>
Es folgen die Implementierungen für die beiden Applets:
import java.applet.Applet; import java.awt.*; public class Applet1 extends Applet { private TextField inputText = new TextField( "", 10 ); public void init() { add( inputText ); add( new Button( "Sende an Applet2" ) ); } public boolean action( Event ev, Object arg ) { if ( ev.target instanceof Button ) { Applet2 applet2 = (Applet2) getAppletContext().getApplet( "applet2" ); if ( applet2 != null ) { applet2.appendTheText( inputText.getText().trim() ); return true; } } return false; } } import java.applet.Applet; import java.awt.TextArea; public class Applet2 extends Applet { private TextArea textBox = new TextArea( 5, 40 ); public void init() { add( textBox ); } public void appendTheText( String s ) { textBox.append( s + "\n" ); } }
Da bei verschiedenen Frames getAppletContext() jedoch das andere Applet nicht zurückgeben muss, bleibt nur noch die Variante über die statische Variable. Glücklicherweise lassen sich mit Beobachtermustern aus auch elegante Benachrichtigungen realisieren.
Reiseverbot für Daten: Was ein Applet alles darf *
Ein Applet unterliegt bestimmten Sicherheitsbeschränkungen, die eine Java-Security-Einheit überprüft.
Viele der bekannten Fehler in Java, die potenzielle Sicherheitslücken darstellen, sind mittlerweile behoben. Schon das Auffinden setzt eine gründliche Kenntnis der Java-Quelltexte voraus, beispielsweise der Fehler mit der Host-Adresse: Wenn ein Benutzer ein Applet von tutego.com liest, darf dieses Applet nur mit diesem Host eine Verbindung aufbauen und mit keinem anderen. Doch leider gab es in den Quelltexten von Java einen Fehler, sodass das Applet nur den Rechnernamen des Hosts vergleicht, nicht aber die IP-Adresse. Ein bösartiges Applet kann nun dem DNS (Domain Name Server) eine falsche Zuordnung von Rechnername und IP-Adresse vorspielen, und nun verhält sich tutego.com wie www.ganz-boese.com.
Ist Java im Browser aktiviert? *
Wenn unser Browser Java-Applets ausführen soll, aber Java gar nicht aktiviert ist, dann lassen sich einige interaktive Benutzeraktionen nicht durchführen. Wir sollten daher zumindest eine Meldung anbieten, dass der Browser Java gerade nicht aktiviert hat. Dies kann beabsichtigt oder nicht beabsichtigt sein. Natürlich kommt Java dafür nicht infrage, aber eine Skript-Sprache mit einem ähnlichen Namen: JavaScript. Ab JavaScript-Version 1.1 bietet uns der Interpreter die Funktion javaEnabled() an, sodass wir eine Weiterschaltung vornehmen können:
if ( ! navigator.javaEnabled() ) { self.location.href = "nix_mit_java.html"; }
Für diese Lösung muss natürlich JavaScript aktiviert sein. Für einige Surfer ist selbst dies schon eine Sicherheitslücke, und wenn JavaScript deaktiviert ist, lässt sich hier nichts mehr machen. Falls JavaScript aktiviert ist, kommen wir dem Benutzer einen Schritt entgegen, sodass er nicht mehr manuell angeben muss, ob Java aktiv ist oder nicht. Von dieser Technik sollten wir auch Gebrauch machen, denn nicht immer hat der Benutzer bewusst Java abgeschaltet. Im Beispiel oben haben wir eine Seite angesteuert, wobei natürlich andere Anweisungen denkbar sind. Doch diese Form ist sinnvoll, denn wir können Benutzern eine Kurzbeschreibung darüber liefern, wie Java im Browser aktiviert wird. Zusammen mit der Browservariante ist eine browsergenaue Beschreibung einsetzbar.
Applet unter Firefox (Netscape) oder Microsoft Internet Explorer? *
Kann der Browser ein Applet aus irgendwelchen Gründen nicht ausführen, so sind die Meldungen an den Benutzer meist mager. Oft beschränken sie sich auf eine Exception-Angabe in der Statuszeile. Dies mag keiner mehr sehen. Doch leider verschärfen inkompatible Browser die Situation. Was hier Abhilfe schafft, ist ein kleines Programm, das zunächst herausfindet, auf welchem Browser das Applet läuft. Dann können unter Umständen browser- und versionsabhängige Varianten ausgeführt werden.
Wir verwenden einen Trick, der auch beim Erkennen von Prozessortypen angewendet wird: Wir versuchen, Klassen zu laden oder Methoden aufzurufen, die es für den jeweils anderen Browser nicht gibt. Der Internet Explorer hat zum Beispiel eine private Klasse com.ms. applet.GenericAppletContext, und Mozilla hat eine Klasse netscape.applet.MozillaAppletContext. Löst die JVM beim Laden der Klasse eine Exception aus, wissen wir Bescheid, um welchen Browser es sich handelt.
Versuchen wir, über die selbst gebastelten Methoden isNetscape() und isMicrosoft() etwas über unsere Laufzeitumgebung herauszufinden.
import java.applet.Applet; public class BrowserDetector extends Applet { public void init() { if ( isNetscape() ) System.out.println( "Netscape, Firefox, ... Browser." ); if ( isMicrosoft() ) System.out.println( "Microsoft Browser." ); } public static boolean isNetscape() { try { Class.forName( "netscape.applet.MozillaAppletContext" ); } catch ( ClassNotFoundException e ) { return false; } return true; } public static boolean isMicrosoft() { try { Class.forName( "com.ms.applet.GenericAppletContext" ); } catch ( ClassNotFoundException e ) { return false; } return true; } }
Die Idee lässt sich natürlich auch anwenden, um Java-Versionen zu testen; es wird einfach eine Klasse erfragt, die bei einer neuen Java-Version hinzugekommen ist, bei Java 2 etwa Point2D.
Tipp: Da nicht immer sichergestellt sein kann, dass Java in einer vernünftigen Version (>= 1.2) auf dem Client-Rechner der Benutzer installiert ist, lässt sich ein Test-Applet vorschalten, das zunächst die Java-Version prüft. Anschließend kann dieses Eingangs-Applet über getAppletContext().showDocument() auf eine andere Seite mit einem Applet verweisen. Für unterschiedliche Browser und Java-Installationen können somit unterschiedliche Applets auf die Situation eingehen.
Webstart
Bevor Software auf dem Rechner läuft, wird sie in der Regel installiert. Dazu legen die Hersteller der Software ein spezielles Installationsprogramm bei – unter Windows oft die InstallShields. Das Installationsprogramm legt passende Verzeichnisse an und initialisiert etwa die Registrierdatenbank unter Windows. Etwas anders sieht das bei Java-Programmen aus. Die Installation erfordert zuerst eine Java-Laufzeitumgebung. Anschließend kann das Programm entpackt und gestartet werden. Wünschenswert ist jedoch eine Art Umgebung, wie sie bei Java-Applets definiert ist. Ein Java-Applet läuft innerhalb eines Browsers in einem speziellen Sicherheitsmodus, und es wäre günstig, wenn dies auch für alle anderen Applikationen möglich wäre. Das bedeutet: Eine beliebige Applikation kann von einer Webseite geladen und auf dem lokalen Rechner ausgeführt werden. Die Applikation soll sich nicht von anderen Applikationen unterscheiden, die lokal installiert sind.
Damit der Start möglich ist, ist die Oracle-Technologie Webstart nötig. Webstart deckt die Bereiche Installation, Start und Update durch ein eigenes Protokoll ab, das Java Network Launcher Protocol (JNLP). Die Technologie wurde auf der JavaOne 2000 erstmals vorgestellt. Neben der offiziellen Webseite widmet sich auch die (nicht mehr ganz so frische) Unofficial Java Web Start/JNLP FAQ unter http://lopica.sourceforge.net/faq.html dem Thema.
Zum Weiterlesen
Die API rund um Applets blieb lange Zeit stabil und unaufregend. Mit einer neuen Browser-Implementierung und Annäherung an WebStart passiert aber doch noch das ein oder andere. So können Applets mittlerweile aus Web-Seiten herausgezogen werden, und Applets können problemlos den DOM-Baum der Seite modifizieren, in der sie laufen. Mehr Informationen zu diesen Themen gibt es in Oracles Java-Tutorial unter http://download.oracle.com/javase/tutorial/deployment/applet/index.html. Es gibt auch von Oracle eine JavaScript-API, die das korrekte HTML für ein Applet generiert, sodass Entwickler nicht das eigentlich veraltete <applet> nutzen müssen – Weiteres dazu unter http://download.oracle.com/javase/7/docs/technotes/guides/jweb/deployment_advice.html#deplToolkit.
[1] http://www.adobe.com/products/player_census/flashplayer/version_penetration.html
[2] http://windowshelp.microsoft.com/Windows/en-US/Help/59c3a93d-1342-43a6-a01a-f720c7a17ffc1033.mspx
[3] Das gilt nicht für JApplet. Dort ist das Überschreiben von paint() oder paintComponent() unüblich, da im Allgemeinen eine eigene, sich zeichnende Komponente auf das JApplet gesetzt wird.