RichTextFX (GPLv2 with the Classpath Exception)

Seit JavaFX 8 kann JavaFX dank TextFlow problemlos Text mit unterschiedlichen Formatierungen anzeigen. RichTextFX (ehemals CodeAreaFX) greift darauf zurück und bietet mit StyleClassedTextArea eine Komponente, bei der einfach gewisse Teile vom Text ausgezeichnet werden können. Ein kleiner Editor kommt als Demo mit:

Screenshot of the RichText demo

Weiterhin gibt es eine vorgefertigte Editor-Komponente an, die als Basis für eigene Code-Editoren dienen kann:

Screenshot of the JavaKeywords demo

Über Code oder CSS lässt sich die Darstellung ändern. 

Weiter FX-Komponenten unter http://www.tutego.de/java/javafx-komponenten.htm.

ReactFX (https://github.com/TomasMikula/ReactFX)

Thomas Mikula fasst die JavaFX 8 Bibliothek ReactFX mit den Worten "Reactive event streams, inhibitable bindings and more for JavaFX" zusammen. Die Bibliothek veröffentlicht spezifische Ereignisse einer JavaFX-Anwendung auf einer Art lokalen Bus (Typ EventStream) und erlaubt es auf der anderen Seite Klienten an diesem EventStream Bus zu lauschen. Geht es zum Beispiel darum Maus-Klicks auf einem Knoten zu registrieren und dann bei Klicks Code auszuführen sieht es im Code so aus:

EventStream<MouseEvent> clicks = EventStreams.eventsOf( node, MouseEvent.MOUSE_CLICKED );
clicks.subscribe( click -> System.out.println("Klick!") );

So gesehen bietet die API noch keinen Vorteil, spannend wird es, wenn der EventStream gefiltert, mit anderen EventStreams verschmolzen oder die Ereignisse gemappt werden — die Programmierung erinnert an die neue Stream-API aus Java 8.

Weitere FX-Komponenten unter http://www.tutego.de/java/javafx-komponenten.htm.

tutego bietet auch ein JavaFX-Seminar an: http://www.tutego.de/seminare/java-schulung/JavaFX-Seminar-JavaFX-Script-Kurs.html

Funktionale Schnittstelle in Java 8 aus java.util.function

Funktionen realisieren Abbildungen und da es verschiedene Arten von Abbildungen geben kann, bietet die Java Standardbibliothek im Paket java.util.function für die häufigsten Fälle funktionale Schnittstellen an. Ein erster Überblick:

Schnittstelle Abbildung
Consumer<T> (T) → void
DoubleConsumer (double) → void
BiConsumer<T, U> (T, U) → void
Supplier<T> () → T
BooleanSupplier () → boolean
Predicate<T> (T) → boolean
LongPredicate (long) → boolean
BiPredicate<T, U> (T, U) → boolean
Function<T, R> (T) → R
LongToDoubleFunction (long) → double
BiFunction<T, U, R> (T, U) → R
UnaryOperator<T> (T) → T
DoubleBinaryOperator (double) → boolean

Beispiele einiger vordefinierter funktionaler Schnittstellen

Weiterlesen

jdeps Kommandozeilentool in Java 8

Das JDK bringt mit jdeps ein kleines statisches Analysewerkzeug mit, welches die statischen Abhängigkeiten eines Java-Programms aufzeigt. Dabei listet es alle referenzierten Pakete auf und optional noch die Profile.

 

$ jdeps

Usage: jdeps <options> <classes…>

where <classes> can be a pathname to a .class file, a directory, a JAR file,

or a fully-qualified class name. Possible options include:

-dotoutput <dir> Destination directory for DOT file output

-s -summary Print dependency summary only

-v -verbose Print all class level dependencies

-verbose:package Print package-level dependencies excluding

dependencies within the same archive

-verbose:class Print class-level dependencies excluding

dependencies within the same archive

-cp <path> -classpath <path> Specify where to find class files

-p <pkgname> -package <pkgname> Finds dependences in the given package

(may be given multiple times)

-e <regex> -regex <regex> Finds dependences in packages matching pattern

(-p and -e are exclusive)

-include <regex> Restrict analysis to classes matching pattern

This option filters the list of classes to

be analyzed. It can be used together with

-p and -e which apply pattern to the dependences

-P -profile Show profile or the file containing a package

-apionly Restrict analysis to APIs i.e. dependences

from the signature of public and protected

members of public classes including field

type, method parameter types, returned type,

checked exception types etc

-R -recursive Recursively traverse all dependencies

-jdkinternals Finds class-level dependences on JDK internal APIs.

By default, it analyzes all classes on -classpath

and input files unless -include option is specified.

This option cannot be used with -p, -e and -s options.

WARNING: JDK internal APIs may not be accessible in

the next release.

-version Version information

 

Ein Beispiel:

 

$ jdeps "c:\Program Files\Java\jdk1.8.0\lib\ant-javafx.jar"

c:\Program Files\Java\jdk1.8.0\lib\ant-javafx.jar -> c:\Program Files\Java\jdk1.8.0\jre\lib\rt.jar

c:\Program Files\Java\jdk1.8.0\lib\ant-javafx.jar -> not found

com.javafx.main (ant-javafx.jar)

-> java.applet

-> java.awt

-> java.awt.event

-> java.io

-> java.lang

-> java.lang.reflect

-> java.net

-> java.security

-> java.util

-> java.util.jar

-> javax.swing

-> sun.misc JDK internal API (rt.jar)

com.sun.javafx.tools.ant (ant-javafx.jar)

-> java.io

-> java.lang

-> java.security.cert

-> java.util

-> java.util.jar

-> java.util.zip

-> org.apache.tools.ant not found

-> org.apache.tools.ant.taskdefs not found

-> org.apache.tools.ant.types not found

-> org.apache.tools.ant.types.resources not found

-> sun.misc JDK internal API (rt.jar)

com.sun.javafx.tools.packager (ant-javafx.jar)

-> java.io

-> java.lang

-> java.lang.reflect

-> java.math

-> java.net

-> java.nio.file

-> java.security

-> java.security.cert

-> java.text

-> java.util

-> java.util.jar

-> java.util.regex

-> java.util.zip

-> sun.misc JDK internal API (rt.jar)

-> sun.security.pkcs JDK internal API (rt.jar)

-> sun.security.timestamp JDK internal API (rt.jar)

-> sun.security.util JDK internal API (rt.jar)

-> sun.security.x509 JDK internal API (rt.jar)

com.sun.javafx.tools.packager.bundlers (ant-javafx.jar)

-> java.io

Funktionale Programmierung mit Java

Programmierparadigmen: imperativ oder deklarativ

In irgendeiner Weise muss ein Entwickler sein Problem in Programmform beschreiben, damit der Computer es letztendlich ausführen kann. Hier gibt es verschiedene Beschreibungsformen, die wir Programmierparadigmen nennen. Bisher haben wir uns immer mit der imperativen Programmierung beschäftigt, bei der Anweisungen im  Mittelpunkt stehen. Wir haben im Deutschen den Imperativ, also die Befehlsform, die sehr gut mit dem Programmierstil vergleichbar ist, denn es handelt sich in beiden Fällen um Anweisungen der Art „tue dies, tue das“. Diese „Befehle“ mit Variablen, Fallunterscheidungen, Sprüngen beschreiben das Programm und den Lösungsweg.

Zwar ist imperative Programmierung die technisch älteste, aber nicht die einzige Form Programme zu beschreiben; es gibt daneben die deklarative Programmierung, die nicht das „wie“ zur Problemlösung beschreibt, sondern das „was“, also was eigentlich gefordert ist ohne sich in genauen Abläufen zu verstricken. Auf den ersten Blick klingt das abstrakt, aber für jeden, der schon einmal

  • einen Selektion wie *.html auf der Kommandozeile/im Explorer-Suchefeld getätigt,
  • eine Datenbankanfrage mit SQL geschrieben,
  • eine XML-Selektion mit XQuery genutzt,
  • ein Build-Skript mit Ant oder make formuliert,
  • eine XML-Transformation mit XSLT beschrieben hat

wird das Prinzip kennen.

Bleiben wir kurz bei SQL, um einen Punkt deutlich zu machen. Natürlich ist im Endeffekt die Abarbeitung der Tabellen und Auswertungen der Ergebnisse von der CPU rein imperativ, doch es geht um die Programmbeschreibung auf einem höheren Abstraktionsniveau. Deklarative Programme sind üblicherweise wesentlicher kürzer und damit kommen weitere Vorteile wie leichtere Erweiterbarkeit, Verständlichkeit ins Spiel. Da deklarative Programme oftmals einen mathematischen Hintergrund haben, lassen sich die Beschreibungen leichter formal in ihrer Korrektheit beweisen.

Deklarative Programmierung ist ein Programmierstil, und eine deklarative Beschreibung braucht eine Art „Ablaufumgebung“, denn SQL kann zum Beispiel keine CPU direkt ausführen. Aber statt nur spezielle Anwendungsfälle wie Datenbank- oder XML-Abfragen zu behandeln, können auch typische Algorithmen deklarativ formuliert werden, und zwar mit funktionaler Programmierung. Damit sind imperative Programme und funktionale Programme gleich mächtig in ihren Möglichkeiten.

Funktionale Programmierung und funktionale Programmiersprachen

Bei der funktionalen Programmierung stehen Funktionen im Mittelpunkt und ein im Idealfall zustandsloses Verhalten, in dem viel mit Rekursion gearbeitet wird. Ein typisches Beispiel ist die Berechung der Fakultät. Es ist n! = 1 · 2 · 3 · … · n, und mit Schleifen und Variablen, dem imperativen Weg, sieht sie so aus:

public static int factorial( int n ) {
  int result = 1;
  for ( int i = 1; i <= n; i++ )
    result *= i;
  return result;
}

Deutlich sind die vielen Zuweisungen und die Fallunterscheidung durch die Schleife abzulesen; die typischen Indikatoren für imperative Programme. Der Schleifenzähler erhöht sich, damit kommt Zustand in das Programm, denn der aktuelle Index muss ja irgendwo im Speicher gehalten werden. Bei der rekursiven Variante ist das ganz anders, hier gibt es keine Zuweisungen im Programm und die Schreibweise erinnert an die mathematische Definition:

public static int factorial( int n ) {
  return n == 0 ? 1 : n * factorial( n - 1 );
}

Mit der funktionalen Programmierung haben wir eine echte Alternative zur imperativen Programmierung. Die Frage ist nur: Mit welcher Programmiersprache lassen sich funktionale Programme schreiben? Im Grunde mit jeder höheren Programmiersprache! Denn funktional zu programmieren ist ja ein Programmierstil, und Java unterstützt funktionale Programmierung, wie wir am Beispiel mit der Fakultät ablesen können. Da das im Prinzip schon alles ist, stellt sich die Frage, warum funktionale Programmierung einen so schweren Stand hat und bei den Entwicklern gefürchtet ist. Das hat mehrere Gründe:

Lesbarkeit. Am Anfang der funktionalen Programmiersprachen steht historisch LISP aus dem Jahr 1958, eine sehr flexible, aber ungewohnt zu lesende Programmiersprache. Unsere Fakultät sieht in LISP so aus:

(defun factorial (n) (if (= n 1) 1 (* n (factorial (- n 1)))))

Die ganzen Klammern machen die Programme nicht einfach lesbar und die Ausdrücke stehen in der Präfix-Notation – n 1 statt der üblichen Infix-Notation n – 1. Bei anderen funktionalen Programmiersprachen ist es anders, dennoch führt das zu einem gewissen Vorurteil, dass alle funktionalen Programmiersprachen schlecht lesbar sind.

Performance und Speicherverbrauch. Ohne clevere Optimierungen von Seiten des Compilers und der Laufzeitumgebung führen insbesondere rekursive Aufrufe zu prall gefüllten Stacks und schlechter Laufzeit.

Rein funktional. Es gibt funktionale Programmiersprachen, die als „rein“ oder „pur“ bezeichnet werden und keine Zustandsänderungen erlauben. Die Entwicklung von Ein-/Ausgabeoperationen oder simplen Zufallszahlen ist ein großer Akt, der für normale Entwickler nicht mehr nachvollziehbar ist. Die Konzepte sind kompliziert, doch zum Glück sind die meisten funktionalen Sprachen nicht so rein und erlauben Zustandsänderungen, nur Programmierer versuchen genau diese Zustandänderungen zu vermeiden, um sich nicht die Nachteile damit einzuhandeln.

Funktional mit Java. Wenn es darum geht nur mit Funktionen zu arbeiten, kommen Entwickler schnell zu einem Punkt, an dem Funktionen andere Funktionen als Argumente übergeben oder Funktionen zurückgeben. So etwas lässt sich in Java in der traditionellen Syntax nur sehr umständlich schreiben. Dies führt dazu, dass alles so unlesbar wird, dass der ganze Vorteil der kompakten deklarativen Schreibweise verloren geht.

Aus heutiger Sicht stellt sich eine Kombination aus beiden Konzepten als zukunftsweisend dar. Mit der in Java 8 eingeführten Schreibweise der Lambda-Ausdrücke sind funktionale Programme kompakt und relativ gut lesbar und die JVM hat gute Optimierungsmöglichkeiten. Java ermöglicht beide Programmierparadigmen und Entwickler können den Weg wählen, der für eine Problemlösung gerade am Besten ist. Diese Mehrdeutigkeit schafft natürlich auch Probleme, denn immer wenn es mehrere Lösungswege gibt, entstehen Auseinandersetzungen um die Beste der Varianten – und hier kann von Entwickler zu Entwickler eine konträre Meinung herrschen. Funktionale Programmierung hat unbestrittene Vorteile und das wollen wir uns genau anschauen.

Funktionale Programmierung in Java am Beispiel vom Comparator

Funktionale Programmierung hat auch daher etwas akademisches, weil in den Köpfen der Entwickler oftmals dieses Programmierparadigma nur mit mathematischen Funktionen in Verbindung gebracht wird. Und die wenigsten werden tatsächlich Fakultät oder Fibonacci-Zahlen in Programmen benötigen und daher schnell funktionale Programmierung beiseite legen. Doch diese Vorurteile sind unbegründet, und es ist hilfreich, funktionale Programmierung gedanklich von der Mathematik zu lösen, denn die allermeisten Programme haben nichts mit mathematischen Funktionen im eigentlichen Sinne zu tun, wohl aber viel stärker mit formal beschriebenen Methoden.

Betrachten wir erneut unser Beispiel aus der Einleitung, die Sortierung von Strings, diesmal aus der Sicht eines funktionalen Programmierers. Ein Comparator ist eine einfache „Funktion“, mit zwei Parametern und einer Rückgabe. Diese „Funktion“ (realisiert als Methode) wiederum wird an die sort(…)-Methode übergeben. Alles das ist funktionale Programmierung, denn wir programmieren Funktionen und übergeben sie. Drei Beispiele (Generics ausgelassen):

Code Bedeutung
Comparator c = (c1, c2) -> … Implementiert eine Funktion über Lambda-Ausdruck
Arrays.sort(T[] a, Comparator c) Nimmt eine Funktion als Argument an
Collections.reverseOrder(Comparator cmp) Nimmt eine Funktion an und liefert auch eine zurück

Beispiele für Funktionen in der Übergabe und als Rückgabe

Funktionen selbst können in Java nicht übergeben werden, also helfen sich Java-Entwickler mit der Möglichkeit, die Funktionalität in eine Methode zu setzen, sodass die Funktion zum Objekt mit einer Methode wird, was die Logik realisiert. Lambda-Ausdrücke bzw. Methoden/Konstruktor-Referenzen geben eine kompakte Syntax ohne den Ballast, extra eine Klasse mit einer Methoden schreiben zu müssen.

Der Typ Comparator ist eine funktionale Schnittstelle und steht für eine besondere Funktion mit zwei Parametern gleichen Typs und einer Ganzzahl-Rückgabe. Es gibt weitere funktionale Schnittstellen, die etwas flexibler sind als Comparator, in der Weise, dass etwa die Rückgabe statt int auch double oder etwas anderes sein können.

Lambda-Ausdrücke als Funktionen sehen

Wir haben gesehen, dass sich Lambda-Ausdrücke in einer Syntax formulieren lassen, die folgende allgemeine Form hat:

‚(‚ LambdaParameter ‚)‘ ‚->‘ ‚{‚ Anweisungen ‚}‘

Der Pfeil macht gut deutlich, dass wir es bei Lambda-Ausdrücken mit Funktionen zu tun haben, die etwas abbilden. Im Fall vom Comparator ist es eine Abbildung von zwei Strings auf eine Ganzzahl; in einer etwas mathematischeren Notation gepackt: (String, String) → int.

Beispiel Methoden gibt es mit und ohne Rückgabe und mit und ohne Parameter. Genauso ist das mit  Lambda-Ausdrücken. Ein paar Beispiele in Java-Code mit ihren Abbildungen.

Lambda-Ausdruck Abbildung
(int a, int b) -> a + b (int, int) → int
(int a) -> Math.abs( a ) (int) → int
(String s) -> s.isEmpty() (String) → boolean
(Collection c) -> c.size() (Collection) → int
() -> Math.random() () → double
(String s) -> { System.out.print( s ); } (String) → void
() -> {} () → void

Lambda-Ausdrücke und was sie als Funktionen abbilden

Begriff: Funktion vs. Methode. Die Java Sprachdefinition kennt den Begriff „Funktion“ nicht, sondern spricht nur von Methoden. Methoden hängen immer an Klassen und das heißt, dass Methoden immer an einem Kontext hängen. Das ist zentral bei der Objektorientierung, da Methoden auf Attribute lesend und schreibend zugreifen können. Lambda-Ausdrücke wiederum realisieren Funktion, die erst einmal ihre Arbeitswerte rein aus den Parametern beziehen, sie hängen nicht an Klassen und Objekten. Der Gedanke bei funktionalen Programmiersprachen ist der, ohne Zustände auszukommen, also Funktionen so clever anzuwenden, dass sie ein Ergebnis liefern. Funktionen geben für eine spezifische Parameterkombination immer dasselbe Ergebnis zurück, unabhängig vom Zustand des umgebenden Gesamtprogramms.

Java Inseln bald in den Formaten PDF, EPUB und MOBI

Der Verlag hat lange an der digitalen Umsetzung für elektronische Lesegeräte gearbeitet. Die Inseln (und auch alle anderen Galileo-Bücher) wird es ab Ende Mai (also zur neuen Ausgabe für Java 8) als E-Books geben, und zwar in den Formaten PDF, EPUB und Kindle MOBI. Man wird dann das E-Book kaufen können (im Kauf sind alle Formate enthalten) oder man kauft die Print-Ausgabe und damit auch das E-Book (auch alle Formate). Wer bis dahin nicht warten kann muss das das Buch ganz normal herunterladen und mit (freien) Tools in das gewünschte Format konvertieren.

Methoden-Referenz von Java 8

Je größer Software-Systeme werden, desto wichtiger werden Dinge wie Klarheit, Wiederverwendbarkeit und Dokumentation. Wir haben für unseren String-Comparator eine Implementierung geschrieben, anfangs über eine innere Klasse, später über einen Lambda-Ausdruck. In jedem Fall haben wir Code geschrieben. Doch was wäre, wenn eine Utility-Klasse schon eine Implementierung mitbringen würde? Dann könnte der Lambda-Ausdruck natürlich an die vorhandene Implementierung delegieren, und wir sparen Code. Schauen wir uns das mal an einem Beispiel an:

class StringUtils {
  public static int compareTrimmed( String s1, String s2 ) {
    return s1.trim().compareTo( s2.trim() );
  }    
}

public class CompareIgnoreCase {
  public static void main( String[] args ) {
    String[] words = { "A", "B", "a" };
      Arrays.sort( words, (String s1, String s2) -> 
StringUtils.compareTrimmed(s1, s2) );
      System.out.println( Arrays.toString( words ) );
  }
}

Auffällig ist hier, dass die referenzierte Methode compareTrimmed(String,String) von den Parametertypen und vom Rückgabetyp genau auf die compare(…)-Methode eines Comparator passt. Für genau solche Fälle gibt es eine weitere syntaktische Verkürzung, so dass im Code kein Lambda-Ausdruck, sondern nur noch ein Methodenverweis notwendig ist.

Definition: Eine Methoden-Referenz ist  ein Verweis auf  eine Methode ohne diese jedoch aufzurufen. Syntaktisch trennen zwei Doppelpunkte den Klassenamen bzw. die Referenz auf der linken Seite von dem Methodennamen auf der rechten.

Die Zeile

Arrays.sort( words, (String s1, String s2) -> StringUtils.compareTrimmed(s1, s2) );

lässt sich mit einer Methoden-Referenzen abkürzen zu:

Arrays.sort( words, StringUtils::compareTrimmed );

Die Sortiermethode erwartet vom Comparator eine Methode, die zwei Strings annimmt und eine Ganzzahl zurückgibt. Der Name der Klasse und der Name der Methode sind unerheblich, weshalb an dieser Stelle eine Methoden-Referenz eingesetzt werden kann.

Eine Methoden-Referenz ist wie ein Lambda-Ausdruck ein Exemplar einer funktionalen Schnittstelle, jedoch für eine existierende Methode einer bekannten Klasse. Wie üblich bestimmt der Kontext von welchem Typ genau der Ausdruck ist.

Hinweis: Gleicher Code für eine Methoden-Referenz kann zu komplett unterschiedlichen Typen führen – der Kontext macht den Unterschied:

Comparator<String>                  c1 = StringUtils::compareTrimmed;
BiFunction<String, String, Integer> c2 = StringUtils::compareTrimmed;

Varianten von Methoden-Referenzen

Im Beispiel ist die Methode compareTrimmed(…) statisch, und links vom Doppelpunkt steht der Name eines Typs. Allerdings kann beim Einsatz eines Typnamen die Methode auch nicht-statisch sein, String::length ist so ein Beispiel. Das wäre eine Funktion, die ein String auf ein int abbildet, in Code: Function<String, Integer> len = String::length;.

Links von den zwei Doppelpunkten kann auch eine Referenz stehen, was dann immer eine Objektmethode referenziert.

Beispiel: Während String::length eine Funktion ist, wäre string::length ein Supplier, unter der Annahme, das string eine Referenzvariable ist:

String string = "Goll";
Supplier<Integer> len = string::length;
System.out.println( len.get() );     // 4

System.out ist eine Referenz und eine Methode wie println(…) kann an einen Consumer gebunden werden. Es ist aber auch ein Runnable, weil es println() auch ohne Parameterliste gibt.

Consumer<String> out = System.out::println;
out.accept( "Kates kurze Kleider" );
Runnable out = System.out::println;
out.run();

Ist eine Hauptmethode mit main(String… args) deklariert, so ist das auch ein Runnable:

Runnable r = JavaApplication1::main;

Anderes wäre das bei main(String[]), hier ist ein Parameter zwingend, doch ein Vararg kann auch leer sein.

Statt dass der Name einer Referenzvariablen gewählt wird, kann auch this das Objekt beschreiben und auch super ist möglich. this ist praktisch, wenn die Implementierung einer funktionalen Schnittstelle auf eine Methode der eigenen Klasse delegieren möchte. Wenn zum Beispiel eine lokale Methode compareTrimmed(…) in der Klassen existieren würde, in der auch der Lambda-Ausdruck steht,  und sollte diese Methode als Comparator in Arrays.sort(…) verwendet werden, könnte es heißen: Arrays.sort(words, this::compareTrimmed).

Hinweis: Es ist nicht möglich eine spezielle Methode über die Methodenreferenz auszuwählen. Eine Angabe wie String::valueOf oder Arrays::sort ist relativ breit – bei letzterem wählt der Compiler eine der 18 passenden überladen Methoden aus. Da kann es passieren, dass der Compiler eine falsche Methode auswählt, in dem Fall muss ein expliziter Lambda-Ausdruck eine Mehrdeutigkeit auflösen. Bei generischen Typen kann zum Beispiel List<String>::length oder auch List::length stehen auch hier erkennt der Compiler wieder alles selbst.

Was soll das alles?

Einem Einsteiger in die Sprache Java wird dieses Sprache-Feature wie der größte Zauber auf Erden vorkommen, und auch Java-Profis bekommen hier zittrige Finger, entweder vor Furcht oder Aufregung… In der Vergangenheit musste in Java sehr viel Code explizit geschrieben werden, aber mit diesen neuen Methoden-Referenzen erkennt und macht der Compiler vieles von selbst.

Nützlich wird diese Eigenschaft mit den funktionalen Bibliotheken aus Java 8, die ein eigenes Kapitel einnehmen. Hier nur ein kurzer Vorgeschmack:

Object[] words = { " ", '3', null, "2", 1, "" };
Arrays.stream( words )
      .filter( Objects::nonNull )
      .map( Objects::toString )
      .map( String::trim )
      .filter( s -> ! s.isEmpty() )
      .map( Integer::parseInt )
      .sorted()
      .forEach( System.out::println );   // 1 2 3

Klassen mit einer abstrakten Methode als funktionale Schnittstelle?

Als die Entwickler der Sprache Java die Lambda-Ausdrücke diskutierten, stand auch die Frage im Raum, ob abstrakte Klassen, die nur über eine abstrakte Methode verfügen, ebenfalls für Lambda-Ausdrücke genutzt werden können.[1] Sie entschieden sich dagegen, unter anderem deswegen, weil bei der Implementierung von Schnittstellen die JVM weitreichende Optimierungen vornehmen kann. Und bei Klassen wird das schwierig. Das liegt auch daran, dass ein Konstruktor umfangreiche Initialisierungen mit Seiteneffekten vornimmt (die Konstruktoren aller Oberklassen nicht zu vergessen), sowie Ausnahmen auslösen könnte. Gewünscht ist aber nur die Ausführung einer Implementierung der funktionalen Schnittstelle und kein anderer Code.

Es gibt nun im JDK einige abstrakte Klassen, die genau eine abstrakte Methode vorschreiben, etwa java.util.TimerTask. Solche Klassen können nicht über einen Lambda-Ausdruck realisiert werden; hier müssen Entwickler weiterhin zu Klassenimplementierungen greifen, und die kürzeste Lösung ist eine innere anonyme Klasse. Eigene Hilfsklassen können natürlich den Code etwas abkürzen, aber eben nur mit Hilfe einer eigenen Implementierung.

Wer abstrakte Methoden mit Lambda-Ausdrücken implementieren möchte, kann mit Hilfsklassen arbeiten. Denn wenn eine Hilfsklasse funktionale Schnittstellen einsetzt, so können Lambda-Ausdrücke wieder ins Spiel kommen, in dem die Implementierung der abstrakten Methode an den Lambda-Ausdruck weiterleitet. Nehmen wir das Beispiel für TimerTask und gehen zwei unterschiedliche Strategien der Implementierung durch. Mit Delegation sieht das so aus:

import java.util.*;

class TimerTaskLambda {

  public static TimerTask createTimerTask( Runnable runnable ) {
    return new TimerTask() {
        @Override public void run() { runnable.run(); }
    };
  }
 
  public static void main( String[] args ) {
    new Timer().schedule( createTimerTask( () -> System.out.println("Hi") ), 500 );
  }
}

Mit Vererbung erhalten wir:

public class LambdaTimerTask extends TimerTask {
  private final Runnable runnable;
    public LambdaTimerTask( Runnable runnable ) {
    this.runnable = runnable;
  }
   
  @Override public void run() { runnable.run(); }
}

Der Aufruf erfolgt dann statt createTimerTask(…) mit dem Konstruktor:

new Timer().schedule( new LambdaTimerTask( () -> System.out.println("Hi") ), 500 );

[1]              Früher wurde hier die Abkürzung SAM (Single Abstract Method) genutzt.

Ausnahmen in Lambda-Ausdrücken

Lambda-Ausdrücke sind Implementierung von funktionalen Schnittstellen, und bisher haben wir noch nicht die Frage betrachtet was passiert, wenn der Code-Block vom Lambda-Ausdruck eine Ausnahme auslöst und wer diese Auffangen muss.

Ausnahmen im Code-Block eines Lambda-Ausdrucks

In java.util.function gibt es eine funktionale Schnittstelle Predicate, dessen Deklaration im Kern wie folgt ist:

public interface Predicate<T> { boolean test( T t ); }

Ein Predicate führt einen Test durch und liefert wahr oder falsch als Ergebnis. Ein Lambda-Ausdruck kann diese Schnittstelle nun implementieren. Nehmen wir an, wir wollen Testen, ob eine Datei die Länge 0 hat, um etwa Datei-Leichen zu finden. In einer ersten Idee greifen wir auf die existierende Files-Klasse zurück, die size(…)anbietet:

Predicate<Path> isEmptyFile = path -> Files.size( path ) == 0;  // N Compilerfehler

Problem dabei ist, das Files.size(…) eine IOException auslöst, die behandelt werden muss und zwar nicht vom Block, in dem der Lambda-Ausdruck als Ganzes steht, sondern vom Code im Lambda-Ausdruck selbst. Das schreibt der Compiler so vor. Folgendes ist also keine Lösung:

try {
  Predicate<Path> isEmptyFile = path -> Files.size( path ) == 0; // Nee
} catch ( IOException e ) { … }

sondern nur:

Predicate<Path> isEmptyFile = path -> {
  try {
    return Files.size( path ) == 0;
  } catch ( IOException e ) { return false; }
};

Die Eigenschaft, die Java fehlt, nennt sich Exception-Transparenz, und hier ist deutlich der Unterschied zwischen geprüften und ungeprüften Ausnahmen zu sehen. Bei der Exception-Transparenz wäre kein Ausnahmebehandlung im Lambda-Ausdruck nötig und an einer übergeordneten Stelle möglich. Doch da diese Möglichkeit in Java fehlt, bleibt uns nur übrig, geprüfte Ausnahmen im Lambda-Ausdrücken direkt zu behandeln.

Funktionale Schnittstellen mit throws-Klausel

Ungeprüfte Ausnahmen können immer auftreten und führen (nicht abgefangen) wie üblich zum Abbruch des Threads. Eine throws-Klausel an den Methoden/Konstruktoren ist dafür nicht nötig. Doch können Funktionale Schnittstellen eine throws-Klausel mit geprüften Ausnahmen deklarieren, und die Implementierung einer funktionalen Schnittstelle kann logischerweise geprüfte Ausnahmen auslösen.

Eine Deklaration wie Callable aus dem Paket java.util.concurrent macht das deutlich. (Callable trägt kein @FunctionalInterface):

public interface Callable<V> {
  V call() throws Exception;
}

Das könnte durch folgenden Lambda-Ausdruck realisiert werden:

Callable<Integer> randomDice = () -> (int)(Math.random() * 6) + 1;

Der Aufruf von call() auf einem randomDice muss mit einer Ausnahmebehandlung einher gehen, da call() eine Exception auslöst, etwa so:

try {
  System.out.println( randomDice.call() );
  System.out.println( randomDice.call() );
}
catch ( Exception e ) { … }

Dass der Aufrufer die Ausnahme behandeln muss ist klar. Die Deklaration des Lambda-Ausdrucks enthält keinen Hinweis auf die Ausnahme, das ist ein Unterschied zum vorangegangenen Abschnitt.

Design-Tipp

Ausnahmen in Methoden funktionaler Schnittstellen schränken den Nutzen stark ein, und daher löst keine der funktionalen Schnittstellen aus etwa java.util.function eine geprüfte Ausnahme aus. Der Grund ist einfach, denn jeder Methodenaufrufer müsste sonst entweder die Ausnahme weiterleiten oder behandeln.[1]

Um die Einschränkungen und Probleme mit einer throws-Klausel  noch etwas deutlicher zu machen stellen wir uns vor, dass die funktionale Schnittstelle Predicate ein throws Exception (vom Sinn der Typs Exception an sich einmal abgesehen) enthält:

interface Predicate<T> { boolean test( T t ) throws Exception; } // Was wäre wenn?

Die Konsequenz wäre, dass jeder Aurufer von test(…) nun seinerseits die Exception in die Hände bekommt und sie auffangen oder weiterleiten muss. Leitet der test(….)-Aufrufer mit throws Exception die Ausnahme weiter nach oben, bekommen wir plötzlich an allen Stellen ein throws Exception in die Methodensignatur, was auf keinen Fall gewünscht ist. So enthält jetzt etwa ArrayList eine Deklaration von removeIf(Predicate filter); hier müsste dann removeIf(…) – was letztendlich filter.test(…) aufruft – sich mit der Test-Ausnahme rumärgern und removeIf(Predicate filter) throws Exception ist keine gute Sache.

Von geprüft nach ungeprüft

Geprüfte Ausnahmen sind in Lamba-Ausdrücken nicht schön. Eine Lösung ist, Code, der geprüfte Ausnahmen auslöst, zu verpacken und die geprüfte Ausnahme in einer ungeprüften zu manteln. Das kann etwa so aussehen:

public class PredicateWithException {

 @FunctionalInterface
 public interface ExceptionalPredicate<T, E extends Exception> {
   boolean test( T t ) throws E;
 }

 public static <T> Predicate<T> asUncheckedPredicate( ExceptionalPredicate<T, Exception> predicate ) {
  return t -> {
   try {
    return predicate.test( t );
   }
   catch ( Exception e ) {
    throw new RuntimeException( e.getMessage(), e );
   }
  };
 }
 public static void main( String[] args ) {
  Predicate<Path> isEmptyFile = asUncheckedPredicate( path -> Files.size( path ) == 0 );
  System.out.println( isEmptyFile.test( Paths.get( "c:/" ) ) );
 }
}

Die Schnittstelle ExceptionalPredicate ist ein Prädikat mit optionaler Ausnahme. In der eigenen Hilfsmethode asUncheckedPredicate(ExceptionalPredicate) nehmen wir so ein ExceptionalPredicate an und packen es in ein Predicate, was die Methode zurückgibt. Geprüfte Ausnahmen werden in eine ungeprüfte Ausnahme vom Typ RuntimeException gesetzt. Somit muss Predicate keine geprüfte Ausnahme weiterleiten, was es ja laut Deklaration auch nicht kann.


[1]       Von Callable gibt es zwar Nutzer, die mit Nebenläufigkeit (daher das Paket java.util.concurrent) in Zusammenhang stehen, aber keine weiteren Verwendungen in der Java-Bibliothek, von zwei Beispielen aus javax.tools abgesehen. Mit java.util.function.Supplier existiert eine entsprechende Alternative ohne throws-Klausel.

Die Umgebung der Lambda-Ausdrücke und Variablenzugriffe

Ein Lambda-Ausdruck „sieht“ seine Umgebung genauso wie der Code, der vor oder nach dem Lambda-Ausdruck steht. Insbesondere hat ein Lambda-Ausdruck vollständigen Zugriff auf alle Eigenschaften der Klasse, genauso wie auch der einschließende äußere Block sie hat. Es gibt keinen besonderen Namensraum, sondern nur neue und vielleicht überdeckte Variablen durch die Parameter. Das ist einer der grundlegenden Unterschiede zwischen Lambda-Ausdrücken und inneren Klassen. Somit ist auch die Bedeutung von this und super bei Lambda-Ausdrücken und inneren Klassen unterschiedlich.

Zugriff auf finale, lokale Variablen/Parametervariablen

Lambda-Ausdrücke können problemlos auf Objektvariablen und Klassenvariablen lesend und schreibend zugreifen. Auch auf lokale Variablen und Parameter hat ein Lambda-Ausdruck Zugriff. Doch greift ein Lambda-Ausdruck auf lokale Variablen bzw. Parametervariablen zu, müssen diese final sein. Dass eine Variable final ist, muss nicht extra mit einem Modifizierer geschrieben werden, aber sie muss effektiv final (engl. effectively final) sein. Effektiv final ist eine Variable, wenn sie nach der Initialisierung nicht mehr beschrieben wird.

Ein Beispiel: Der Benutzer soll über eine Eingabe die Möglichkeit bekommen zu bestimmen, ob String-Vergleiche mit unserem trimmenden Comparator unabhängig von der Groß-/Kleinschreibung stattfinden sollen.

public class CompareIgnoreCase {
  public static void main( String[] args ) {
    /*final*/ boolean compareIgnoreCase = new Scanner( System.in ).nextBoolean();
    Comparator<String> c = (s1, s2) -> compareIgnoreCase ?
           s1.trim().compareToIgnoreCase( s2.trim() ) :
           s1.trim().compareTo( s2.trim() );
    String[] words = { "M", "\nSkyfall", " Q", "\t\tAdele\t" };
    Arrays.sort( words, c );
    System.out.println( Arrays.toString( words ) );
  }
}

Ob compareIgnoreCase von uns final gesetzt wird oder nicht ist egal, denn die Variable wird hier effektiv final verwendet. Natürlich kann es nicht schaden, final als Modifizierer immer davor zu setzen, um dem Leser des Codes diese Tatsache bewusst zu machen.

Neu eingeschobene Lambda-Ausdrücke, die auf lokale Variablen bzw. Parametervariablen zugreifen, können also im Nachhinein zu Compilerfehlern führen. Folgendes Segment ist ohne Lambda-Ausdruck korrekt:

/*1*/ boolean compareIgnoreCase = new Scanner( System.in ).nextBoolean();
/*2*/ …
/*3*/ compareIgnoreCase = true;

Schiebt sich zwischen Zeile 1 und 3 nachträglich ein Lambda-Ausdruck rein, der auf compareIgnoreCase zugreift, gibt es anschließend einen Compilerfehler. Allerdings liegt der Fehler nicht in Zeile 3, sondern beim Lambda-Ausdruck. Denn die Variable compareIgnoreCase ist nach der Änderung nicht mehr effektiv final, was sie aber sein müsste, um in dem Lambda-Ausdruck verwendet zu werden.

Tipp

Lambda-Ausdrücke verhalten sich genauso wie innere anonyme Klassen, die auch nur auf finale Variablen zugreifen können. Mit Behältern, wie einem Feld oder den speziellen AtomicXXX-Klassen aus dem java.util.concurrent.atomic-Paket, lässt sich das Problem im Prinzip lösen. Denn greift ein Lambda-Ausdruck etwa auf das Feld boolean[] compareIgnoreCase = new boolean[1]; zu, so ist die Variable compareIgnoreCase selbst final, aber compareIgnoreCase[0] = true; ist erlaubt und ein Schreibzugriff auf das Feld, nicht der Variablen. Je nach Code besteht jedoch die Gefahr, dass Lambda-Ausdrücke parallel ausgeführt werden. Wird etwa ein Lambda-Ausdruck mit Veränderung auf diesem Feldinhalt parallel ausgeführt, so ist der Zugriff nicht synchronisiert und das Ergebnis kann „kaputt“ sein, denn paralleler Zugriff auf Variablen muss immer koordiniert vorgenommen werden.

Namensräume

Deklariert eine innere anonyme Klasse Variablen innerhalb der Methode, so sind diese immer „neu“, das heißt, die neuen Variablen überlagern vorhandene lokale Variablen aus dem äußeren Kontext. Die Variable compareIgnoreCase kann im Rumpf von compare(…) zum Beispiel problemlos neu deklariert werden:

boolean compareIgnoreCase = true;
Comparator<String> c = new Comparator<String>() {
  @Override public int compare( String s1, String s2 ) {
   boolean compareIgnoreCase = false;        // völlig ok
   return …
  }
};

In einem Lambda-Ausdruck ist das nicht möglich, und folgendes führt zu einer Fehlermeldung des Compilers: „variable compareIgnoreCase ist already defined“.

boolean compareIgnoreCase = true;
Comparator<String> c = (s1, s2) -> {
  boolean compareIgnoreCase = false;  // N Compilerfehler
  return …
}

this-Referenz

Ein Lambda-Ausdruck unterscheidet sich von einer inneren (anonymen) Klasse auch in dem, worauf die this-Referenz verweist:

  • Beim Lambda-Ausdruck zeigt this immer auf das Objekt, in dem der Lambda-Ausdruck eingebettet ist.
  • Bei einer inneren Klasse referenziert this die innere Klasse, und die ist ein komplett neuer Typ.

Folgendes Beispiel macht das deutlich:

class InnerVsLambdaThis {
  InnerVsLambdaThis() {
    Runnable lambdaRun = () -> System.out.println( this.getClass().getName() );
    Runnable innerRun  = new Runnable() {
      @Override public void run() { System.out.println( this.getClass().getName()); }
    };
    lambdaRun.run();      // InnerVsLambdaThis
    innerRun.run();       // InnerVsLambdaThis$1
  }
 
  public static void main( String[] args ) {
    new InnerVsLambdaThis();
  }
}

Als erstes nutzen wir this in einen Lambda-Ausdruck im Konstruktor der Klasse InnerVsLambdaThis. Damit bezieht sich this auf jedes gebaute InnerVsLambdaThis-Objekt. Bei der inneren Klasse referenziert this ein anderes Exemplar und zwar vom Typ Runnable. Da es bei anonymen Kassen keinen Namen hat, trägt es lediglich die Kennung InnerVsLambdaThis$1.

Rekursive Lambda-Ausdrücke

Lambda-Ausdrücke können auf sich selbst verweisen. Da aber ein this zur Selbstreferenz nicht funktioniert, ist ein kleiner Umweg nötig. Erst muss eine Objekt- oder eine Klassenvariable deklariert werden, dann muss dieser Variablen ein Lambda-Ausdruck zugewiesen werden, und dann kann der Lambda-Ausdruck auf diese Variable zugreifen und einen rekursiven Aufruf starten. Für den Klassiker der Fakultät sieht das so aus:

public class RecursiveFactLambda {
  public static IntFunction<Integer> fact = n -> (n == 0) ? 1 : n * fact.apply(n-1);
  public static void main( String[] args ) {
    System.out.println( fact.apply( 5 ) );   // 120
  }
}

IntFunction ist eine funktionale Schnittstelle aus dem Paket java.util.function mit einer Operation T apply(int i). T ist ein generischer Rückgabetyp, den wir hier mit Integer belegt haben.

fact hätte genauso gut als normale Methode deklariert werden können. Großartige Vorteile bietet die Schreibweise mit Lambda-Ausdrücken hier nicht. Zumal jetzt auch der Begriff „anonyme Methode“ nicht mehr so richtig passt, da der Lambda-Ausdruck ja doch einen Namen hat, nämlich fact. Und weil der Lambda-Ausdruck einer Variablen zugewiesen wurde, kann er in dieser Form natürlich auch nicht mehr als Implementierung an eine Methode oder einen Konstruktor übergeben werden, sondern nur als Methoden/Konstruktor-Referenz, dazu später mehr.

Syntax für Lambda-Ausdrücke

Lambda-Ausdrücke haben wie Methoden mögliche Parameter- und Rückgabe-Werte. Die Java-Grammatik für die Schreibweise von Lambda-Ausdrücken sieht ein paar nützliche syntaktische Abkürzungen vor.

Ausführliche Schreibweise

Lambda-Ausdrücke lassen sich auf unterschiedliche Arten und Weisen schreiben, da es für diverse Konstruktionen Abkürzungen gibt. Eine Form, die jedoch immer gilt ist:

‚(‚ LambdaParameter ‚)‘ ‚->‘ ‚{‚ Anweisungen ‚}‘

Der Lambda-Parameter besteht (voll ausgeschrieben) wie ein Methodenparameter aus a) dem Typ, b) dem Namen und c) optionalen Modifizieren.

Der Parametername öffnet einen neuen Gültigkeitsbereich für eine Variable, wobei der Parametername keine anderen Namen von lokalen Variablen überlagern darf. Hier verhält sich die Lambda-Parametervariable wie eine neue Variable aus einem inneren Block und nicht wie eine Variable aus einer inneren Klasse, wo die Sichtbarkeit anders ist.

Beispiel

Folgendes gibt einen Compilerfehler im Lambda-Ausdruck, weil var schon deklariert ist, die Parametervariable vom Lambda-Ausdruck muss also „frisch“ sein:

String var = "";
var.chars().forEach( var -> { System.out.println( var ); } );  //  Compilerfehler

Abkürzung 1: Typinferenz

Der Java-Compiler kann viele Typen aus dem Kontext ablesen, was Typ-Inferenz genannt wird. Wir kennen so etwas vom Diamant-Operator, wenn wir etwa schreiben List<String> list = new ArrayList<>().

Sind für den Compiler genug Typ-Informationen verfügbar, dann erlaubt der Compiler bei Lambda-Ausdrücken eine Abkürzung. Bei

Comparator<String> c =
  (String s1, String s2) -> { return s1.trim().compareTo( s2.trim() ); };

ist Typ-Inferenz einfach (Comparator<String> sagt alles aus), daher funktioniert die folgende  Abkürzung:

Comparator<String> c = (s1, s2) -> { return s1.trim().compareTo( s2.trim() ); };

Die Parameterliste enthält also entweder explizit deklarierte Parametertypen oder implizite inferred-Typen. Eine Mischung ist nicht erlaubt, der Compiler blockt so etwas wie (String s1, s2) oder (s1, String s2) mit einem Fehler ab.

Wenn der Compiler die Typen ablesen kann, sind die Parametertypen optional. Aber Typ-Inferenz ist nicht immer möglich, weshalb die Abkürzung nicht immer möglich ist. Außerdem hilft die explizite Schreibweise auch der Lesbarkeit: kurze Ausdrücke sind nicht unbedingt die verständlichsten.

Hinweis

Der Compiler liest aus den Typen ab, ob alle Eigenschaften vorhanden sind. Die Typen sind dabei entweder explizit oder implizit gegeben.

Comparator<String> sc = (a, b) -> { return Integer.compare( a.length(), b.length() ); };
Comparator<BitSet> bc = (a, b) -> { return Integer.compare( a.length(), b.length() ); };

Die Klassen String und BitSet besitzen beide die Methode length(), daher ist der Lambda-Ausdruck korrekt. Der gleiche Lambda-Code lässt sich für zwei völlig verschiedene Klassen einsetzen, die überhaupt keine Gemeinsamkeiten haben, nur das sie zufällig beide eine Methode namens length() besitzen.

Abkürzung 2: Lambda-Rumpf ist entweder einzelner Ausdruck oder Block

Besteht der Rumpf eines Lambda-Ausdrucks nur aus einem einzelnen Ausdruck, kann eine verkürzte Schreibweise die Block-Klammern und das Semikolon einsparen. Statt

( LambdaParameter ) -> { return Ausdruck; }

heißt es dann

( LambdaParameter ) -> Ausdruck

Lambda-Ausdrücke mit einer return–Anweisung im Rumpf kommen häufig vor, da dies den typischen Funktionen entspricht. Somit ist es eine willkommene Verkürzung, wenn die abgekürzte Syntax für Lambda-Ausdrücke lediglich den Ausdruck fordert, der dann die Rückgabe bildet.

Hier sind drei Beispiele:

Lange Schreibweise Abkürzung
(s1, s2) ->

{ return s1.trim().compareTo( s2.trim() ); }

(s1, s2) ->

s1.trim().compareTo( s2.trim() )

(a, b) -> { return a + b; } (a, b) -> a + b
() -> { System.out.println(); } () -> System.out.println()

Ausführliche und abgekürzte Schreibweise

Ausdrücke können in Java auch zu void ausgewertet werden, sodass ohne Probleme ein Aufruf wie  System.out.println() in der kompakten Schreibweise ohne Block gesetzt werden kann. Das heißt, wenn Lambda-Ausdrücke mit der kurzen Ausdrucks-Syntax eingesetzt werden, können diese Ausdrücke etwas zurückgeben, müssen aber nicht.

Hinweis

Die Schreibweise mit den geschweiften Klammern und den Rückgabe-Ausdrücken kann nicht gemischt werden. Entweder gibt es ein Block geschweifter Klammern und return oder keine Klammern und kein return-Schlüsselwort. Fehler ergeben also diese falschen Mischungen:

Comparator<String> c;
c = (s1, s2) -> { s1.trim().compareTo( s2.trim() ) };    // Compilerfehler (1)
c = (s1, s2) -> return s1.trim().compareTo( s2.trim() ); // Compilerfehler (2)

Würden wir in (1) ein explizites return nutzen wäre alles in Ordnung, würde bei (2) das return wegfallen wäre die Zeile auch compilierbar.

Ob Lambda-Ausdrücke eine Rückgabe haben, drücken zwei Begriffe aus:

  • void-kompatibel: Der Lambda-Rumpf gibt kein Ergebnis zurück. Entweder weil der Block kein return enthält, oder ein return ohne Rückgabe, oder weil ein void-Ausdruck in der verkürzten Schreibweise eingesetzt wird. Der Lambda-Ausdruck () -> System.out.println() ist also void-kompatibel, genauso wie () -> {}.
  • Wert-kompatibel: Der Rumpf beendet den Lambda-Ausdruck mit einer return-Anweisung, die einen Wert zurückgibt oder besteht aus der kompakten Schreibenweise mit einer Rückgabe ungleich void.

Eine Mischung aus void- und Wert-kompatibel ist nicht erlaubt und führt wie bei Methoden zu einem Compilerfehler.[1]

Abkürzung 3: Einzelner Identifizierer statt Parameterliste und Klammern

Besteht die Parameterliste

a) nur aus einem einzelnen Identifizierer und

b) ist der Typ durch Typ-Inferenz klar,

können die runden Klammern wegfallen.

Lange Schreibweise Typen inferred Vollständig abgekürzt
(String s) -> s.length() (s) -> s.length() s -> s.length()
(int i) -> Math.abs( i ) (i) -> Math.abs( i ) i -> Math.abs( i )

Unterschiedlicher Grad von Abkürzungen

Kommen alle Abkürzungen zusammen, lässt sich etwa die Hälfte an Code einsparen. Aus (int i) -> { return Math.abs( i ); } wird einfach i -> Math.abs( i ).

Syntax-Hinweis

Nur bei genau einem Lambda-Parameter können die Klammern weggelassen werden, da es sonst Mehrdeutigkeiten gibt, für die es sonst wieder komplexe Regeln zur Auflösung geben müsste. Heißt es etwa foo( k, v -> { … } ) ist es unklar, ob foo zwei Parameter deklariert. Ist das zweite Argument ein Lambda-Ausdruck, oder handelt es sich um nur genau einen Parameter, wobei dann ein Lambda-Ausdruck übergeben wird, der selbst zwei Parameter deklariert. Um Probleme wie diesen aus dem Weg zu gehen, können Entwickler auf den ersten Blick sehen, dass foo( k, v -> { … } ) eindeutig für Parameter steht, und foo( (k, v) -> { … } ) nur einen Parameter besitzt.