9 Geschachtelte Typen
»Der Nutzen ist ein Teil der Schönheit.«
– Albrecht Dürer (1471–1528)
9.1 Geschachtelte Klassen, Schnittstellen und Aufzählungen
Bisher haben wir Klassen, Schnittstellen und Aufzählungen kennengelernt, die entweder allein in der Datei oder zusammen mit anderen Typen in einer Datei, also einer Compilationseinheit, deklariert wurden. Es gibt darüber hinaus die Möglichkeit, eine Typdeklaration in eine andere Typdeklaration hineinzunehmen. Das ist sinnvoll, denn die Motivation dahinter ist, noch mehr Details zu verstecken, denn es gibt sehr lokale Typdeklarationen, die keine größere Sichtbarkeit brauchen. Das ist das gleiche Prinzip wie bei lokalen Variablen: Diese sind nur sichtbar für die Methode, nicht für die gesamte Klasse. Geschachtelte Typen zeigen eine enge Abhängigkeit auf: Der geschachtelte Typ ist nur sinnvoll in Zusammenhang mit dem äußeren Typ einzusetzen.
[zB] Beispiel
Eine Klassendeklaration In wird in die Klasse Out gesetzt; In ist also eine in Out geschachtelte Klasse.
class Out {
class In {
}
}
Wird eine Typdeklaration in eine andere Typdeklaration gesetzt, sprechen wir von einem geschachtelten Typ (engl. nested type). Nicht nur Klassendeklarationen lassen sich in andere Klassendeklarationen setzen, sondern auch Schnittstellendeklarationen oder Aufzählungstypen sind in Klassendeklarationen erlaubt, auch Klassendeklarationen in Schnittstellendeklarationen und weitere Kombination sind gültig. Geschachtelte Typen können statisch oder nichtstatisch sein.
Die Java-Spezifikation beschreibt vier Arten von geschachtelten Typen:
Art der Schachtelung | Beispiel mit geschachtelten Klassen |
---|---|
Statischer geschachtelter Typ | class Out { |
Innerer Typ (nichtstatischer geschachtelter Typ) | class Out { |
Lokaler (innerer) Typ | class Out { |
Anonyme innere Klasse | class Out { |
Die nichtstatischen geschachtelten Typen heißen innere Typen. Das Besondere bei den inneren Typen ist, dass sie immer eine Referenz auf ihren äußeren Typ haben. Eine geschachtelte (nicht-)statische Klasse heißt auch Mitgliedsklasse (engl. member class).
Das Gegenteil von geschachtelten Typen, also das, womit wir uns bisher die ganze Zeit beschäftigt haben, sind Top-Level-Typen. Die Laufzeitumgebung kennt nur Top-Level-Typen, und geschachtelte Typen werden letztendlich zu ganz »normalen« Klassendateien.